...bin ich gegangen und er hat mich
einmal übers Meer, ans andere Ende der Welt geschickt. Nun bin ich
wieder zu Hause, mein Kompass zeigt Richtung Zukunft. Afrika liegt
jetzt wieder tausende Kilometer von mir entfernt, und somit endet nun
auch mein Blog. Was ich im allerletzten Blogpost noch los werden
wollte, werde ich jetzt hoffentlich irgendwie aufs Papier bringen:
„Du kannst Afrika verlassen, aber
Afrika wird dich niemals verlassen“. Dieser Satz begegnete mir vor
einiger Zeit und ich fand ihn irgendwie passend, um meine aktuelle
Lage in Worte zu fassen. Fast einen Monat bin ich nun schon wieder zu
Hause in Deutschland und ich habe mich an mein „normales“ Leben
erstaunlich schnell gewöhnt: Ich dusche mit heißem Wasser, ich
lackiere mir meine Fingernägel, ich gehe in den Supermarkt, ich habe
immer und überall Elektrizität und Internet, ich frühstücke mit
meiner Familie, bin mit meinen Freunden unterwegs. Eigentlich ist
alles so, wie es immer gewesen war. Ich bin wieder zu Hause.
Ich habe Afrika verlassen.
Und trotzdem: Afrika hat mich nicht los
gelassen und wird es auch nie tun, da bin ich mir ziemlich sicher.
Denn egal ob ich heißes und sauberes Wasser benutze, mir den
Lieblingsnagellack heraussuche, mir im Supermarkt kaufe worauf ich
gerade Lust habe oder mir mit der Kaffeemaschine einen Latte Macciato
mache: Ich weiß, dass das alles nicht selbstverständlich ist.
Einige Leute haben mich nach meiner Rückkehr gefragt, was ich für
mich in Afrika gelernt hätte. Und auch wenn ich wahrscheinlich
tausend Mal mehr gelernt habe als ich es bisher realisiere – bei
dieser einen Sache bin ich mir sicher: Ich habe viele Monate ohne
banale Dinge wie heißes Wasser, Beautyartikel oder Elektrizität
gelebt, auch ohne meine Familie, Freunde und andere Menschen, die mir
wichtig sind. Erst jetzt habe ich diese „Banalitäten“ so richtig
zu schätzen gelernt und ich denke (und hoffe!), dass diese Dinge nie
wieder etwas Selbstverständliches für mich sein werden.
Doch es gibt auch Fragen, auf die ich
nicht so einfach antworten kann. Wie war es? Wie geht es dir? Hat es
dir gefallen? Ich würde gerne sagen:“War super schön, lief alles
wie am Schnürchen und im Nachhinein war es noch tausend Mal besser
als ich es mir vorgestellt hatte.“ Aber so einfach ist das nicht.
Diese Reise war so faszinierend, emotional, anstrengend, kompliziert,
atemberaubend, ja so komplex, dass ich auch jetzt, nach mehreren
Wochen, noch nicht so richtig beschreiben kann was ich denke und
fühle. Natürlich war es cool - ich habe so viel gesehen und erlebt,
aber Afrika ist eben nicht nur Sonnenschein und Babyelefanten.
Natürlich geht es mir gut - ich lebe ja noch, aber ich kann nicht
behaupten, die Zeit und all die Erfahrungen wären spurlos an mir
vorbeigegangen. Natürlich hat es mir gefallen - Afrika hat mich in
seinen Bann gezogen, aber es gab auch Zeiten in denen ich es fast
nicht mehr ausgehalten habe und ich am liebsten alles sofort
abgebrochen hätte. Wenn ich jetzt daran denke, wie ich auf der
Steintreppe auf Ludwigs Farm irgendwo mitten in Namibia saß, die
Sonne mir meine Haut verbrannte und ich schwitzend und heulend meinen
ersten richtigen Blogpost schrieb, bekomme ich eine Gänsehaut.
Damals habe ich über meinen Mutausbruch geschrieben und davon
erzählt, dass ich eigentlich alles abbrechen will. Wie froh ich
jetzt im Nachhinein bin, dass ich das alles durchezogen habe! Und wie
stolz!! Mein Mutausbruch war das Beste, was mir bisher passiert ist,
mit all seinen schönen und schlimmen Momenten. Und jedem, der auch
mal einen Mutausbruch hat und Zweifel bekommt, dem würde ich raten:
Mach einfach. Augen zu, nicht so viel nachdenken, und durch. Vor
allem, wenn es ums Reisen geht! Denn man kommt immer als ein Anderer
zurück, egal wie man die Reise angetreten hat. Ich meine nicht, dass
man sich vom Aussehen oder vom Charakter her total verändert,
sondern es sind die kleinen Dinge, in denen man merkt, dass man doch
ein bisschen reifer, dankbarer, weiser, selbstbewusster oder
was-auch-immer geworden ist.
Ich versuche meine Emotionen schon seit
Wochen zu ordnen, oder irgend ein Fazit zu finden, aber wie man sieht
ist das für mich im Moment noch unmölich. Zum ersten Mal, seitdem
ich für meinen Blog schreibe, fällt es mir schwer, die richtigen
Worte zu finden. Ich muss stundenlang über eine Formulierung
nachdenken, lösche den ganzen Text wieder und beginne dann nur, um
mit dem Ergebnis wieder unzufrieden zu sein. Ich bin unfähig, diesen
riesen Berg bestehend aus Gedanken, Erinnerungen und Erfahrungen in
Worte zu fassen. Deshalb fällt das Fazit, von dem ich gerade
gesprochen habe, wahrscheinlich ziemlich unbefriedigend aus. Das
Fazit, das das bisher größte Abenteuer meines Lebens und die ganzen
letzten Monate beschreiben soll. Das Fazit, das daran Schuld ist,
dass dieser Blogpost der letzte meines Reiseblogs sein wird. Es ist
die ganze Wahrheit und mir bleibt nichts anderes übrig, als dieses
Fazit zu treffen:
LIEBES AFRIKA, MIR FEHLEN DIE WORTE.
Es war mir ein Fest.
Liebe Grüße